Kerstin Friedenberg nimmt den Hörer in die Hand Im Januar vergangenen Jahres wur- den die Kreisimpfzentren in Betrieb genommen und die ältesten Mitbürger aufgerufen sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Schnell zeigte sich, dass der Ablauf, um an einen Termin zu kommen so kompliziert gestaltet war, dass ich mir überlegte, wie eine Unterstützung durch die Gemeinde Hüttlingen möglich war. Ich bekam ein Handy, die nötige Unter- stützung vom Rathaus – alles weitere an Technik (Laptop, Drucker) hatte ich zu Hause. Dann legte ich los. Ich arbei- te mich täglich durch sämtliche Infos über das Coronavirus, die einzelnen Impfungen, Informationen des Lan- des Baden-Württemberg und der BRD durch, baute Kontakte zum Landrat- samt, einzelnen Ärzten usw. auf. Am Telefon hatte ich mit einer brei- ten Bevölkerungsschicht und oft mit großen Ängsten, zu tun. Deshalb war es immens wichtig, immer ruhig und entspannt zu bleiben. Ich führte viele Gespräche mit Kindern, Enkeln, die sich um ihre Eltern, Großeltern sorgten, mit Ehepartnern, die einen der begehrten Impftermine für ihre Lieben wollten. Mit Senioren, die seit vielen Monaten zu Hause abgeschottet waren, die Angst hatten, – vor der Astra Zeneca Impfung, generell der Impfung… oder auch vor dem Coronavirus. Es galt viele Ängste zu nehmen. Tja und im Kreisimpfzentrum gab es so gut wie keine Termine – leichter wäre es gewesen – im Lotto zu gewinnen, obwohl, da habe ich bisher auch nicht den Jackpot geknackt. Dafür bekam man im Kreisimpfzentrum in Rot am See massenhaft Termine – da konnten die über 80-jährigen aber oft nicht hinkommen. Es war wirklich zum Verzweifeln… Kurz vor Ostern eskalierte auch die Situation, denn die ältere Bevölkerung wollte Ostern feiern und bis dahin geimpft sein. Das war aber im Kreis- impfzentrum Aalen so nicht möglich…man bekam so gut wie keine Termine. Auch ich nicht. Es war zum Haare raufen. Das Telefon stand zwei Wochen vor Ostern und bis Oster- sonntag nicht mehr still. Die Anrufer fragten auch explizit nach, ob die Gemeinde denn überhaupt was hinbekomme – das wäre doch wohl nicht so schwer! Der Nachbar hätte sofort in Rot am See einen Termin bekommen. Was viele nicht wussten – ich konnte nicht direkt im Kreisimpfzentrum einen Ter- min vereinbaren – ich musste genauso in die Warteschleife, wie jeder andere Otto Normalbürger. Ich versuchte es zu allen möglichen Uhrzeiten (außer nachts um O Uhr)– war schon über- glücklich, wenn ich überhaupt durch- kam und eine menschliche Stimme dranhatte und feierte im Homeoffice fast ein Fest, wenn ich einen Termin bekam. Aber reihenweise wurden diese Oster- termine wieder abgesagt, weil es sich oft um Astra Zeneca Impfungen handelte. Da merkte ich auch, dass ich an meine Grenzen kam – so viel Mühe und dann wurden mindestens 15 Termine oder mehr wieder abgesagt. Ich entwickelte ein breites Basiswissen zu Impfungen, mögliche Erkrankungen/ Nebenwirkungen durch die Impfungen etc. und durch die Kooperation mit den Hüttlinger Ärzten, dem Landratsamt, dem ehrenamtlichen Fahrdienst waren wir sehr gut aufgestellt. Erfuhr durch Gespräche wie die Impfterminierung in anderen Bundesländern ablief und es gab einen regen Austausch mit den unterschiedlichsten Menschen. Ich habe durch diese Arbeit sehr profi- tiert und ich bin sehr dankbar über die Erfahrungen und die vielen positiven Rückmeldungen – auch wenn ich oft keine Termine erreichte. Und dann gab es auch die Erlebnisse – komplizierte Anfragen, durch bestimmte Erkrankun- gen bedingt, die nur in einem begrenz- ten Zeitraum geimpft werden konnten und auf Hilfe angewiesen waren. Vielen konnte so geholfen werden und oft gab es diesen Glückstreffer. Man muss auch mal Glück haben! Die letzten Monate bekam ich Anrufe aus dem gesamten Ostalbkreis, viele Fragen konnten beantworten werden… die Beratung war sehr wichtig und die Menschen konnten dann mit den jewei- ligen Informationen entscheiden, wie und ob sie sich impfen lassen! Es hatte sich gelohnt, dass ich mich so ausführ- lich mit dem Thema beschäftigt habe. Und es hat Spaß gemacht – und es hat mich weitergebracht! 7