Um in den letzten Jahrhunderten zu reisen und zu transportieren, mit einfachen Fahrzeugen und Pferden, rund 40 km am Tag, musste man immer wieder rasten. So hatte sich in Schwabsberg von alters her ein Straßen-Wirtshaus etabliert, die „Lammwirtschaft“, aktuell unser Rathaus. Das jetzige Gebäude wurde im Jahre 1652 erbaut, die Jahreszahl ist im Portal eingemeißelt. Der alte große Wirtshauskeller besteht aus zwei verschiedenen Gewöl- ben die nach rein vernünftigen Überlegungen so nicht in einen Bauabschnitt gebaut worden sein können. Es dürfte sich um zwei Bauphasen handeln. 1652 wurde das jetzige Gebäude über dem noch vorhandenen Keller eines Vorgängergebäudes gebaut, nachdem dieser alte Keller vergrößert worden war. Ob dieses „Alte Lamm“ schon eine Pilgerherberge des Mittelalters war, ist auf- grund seines Namens durchaus möglich. 1746 ist es als Straßenwirtshaus auf der Karte des fürstlichen Stadt- und Landbaumeisters Arnold F. Prahl dargestellt. Dass die jeweiligen Lammwirte überwiegend vom Ver- kehr auf der Straße leben mußten, zeigt auch der fol- gende kommunalpolitisch bedeutsame Vorgang Anfang des 19. Jahrhunderts. Um die Straßenverhältnisse zu verbessern, wurde als erste Umgehung des alten Dorfes 1830 die erste Orts- umgehung gebaut, nämlich der heutige Mühlberg. Die Wanderer, Reisenden und Fuhrleute kamen nicht mehr an der einstigen Lammwirtschaft im Dorf vorbei. Der damalige Lammwirt Johann Ulrich verkaufte des- halb am 28. November 1833 das Gebäude „samt dem sogenannten Tanzhaus, welches er schon abgebrochen hat“ an die Gemeinde. Dieses Tanzhaus, wohl ein ein- facher Saal der damaligen Zeit, hatte auf der anderen Seite der alten Landstraße gestanden. Die Gemeinde gab kurzfristig ihre anderweitigen Schulhauspläne auf und richtete im alten Lamm ihre Schule und ein „Raths- zimmer“ ein. Johann Ulrich baute 1834 ein neues Lamm, an der neuen Straße, wo es heute noch steht und, wo ganz einfach umgangssprachlich, die Erwerbsgrundlage anders und positiver war. 1888 geht die Wirtschaft durch Versteige- rung an Balthasar Dolfinger aus Eybach, bei Geislingen. 1953 Uhr übernimmt die Familie Ignaz Diemer sen. das „Goldene Lamm“. Auf dem Garten, den der Wirt Johann Ulrich 1833 nicht verkauft hatte, später als „Dolfingers Garten“ bezeichnet, entstanden um 1932 die ersten drei nicht wirtschaftlichen Siedlungshäuser, Schloss- berg 5-9. Noch bis zum Jahre 1963 wurde im „Alten Lamm“ die Schule abgehalten. Schon um das Jahr 1900 reichte aber der eine Schulsaal nicht mehr aus und an der Stelle des früheren Tanzhauses wurde 1907 eine Schule, jetzt „Alte Schule“, gebaut. Erst nach dem Bau der Grund- und Hauptschule am Strütrain, im Jahre 1963, wurden beide Gebäude nicht mehr als Schule benutzt. Das „Alte Lamm“, bis 1973 noch mit einer Dienstwoh- nung des Bürgermeisters, und in den fünfziger Jahren mit Polizeiwache, wird seit 1975 ausschließlich als Rat- haus der Gemeinde Rainau genutzt und wurde stilge- recht ausgebaut und renoviert. Die „Alte Schule“ ist seit 1975 Vereins und Jugendheim. So erfüllt es in manchen Tagen wieder seine Funktion als „Tanzhaus“ und Jugendtreff. Das Lehrerwohnhaus 1934 ebenfalls auf dem Gelände des ehemaligen Tanzhauses gebaut, wurde 1987 zur ersten Arztpraxis in der Gemeinde. Mit freundlicher Erlaubnis aus der Festschrift 850 Jahr Rainau von Roland Gauermann